Autor: praca zbiorowa
ISBN 978-83-89250-03-2
Einführung
Grenzübergreifende Kooperation und ein zusammenwachsendes Europa sind nicht allein gesellschaftspolitische Aufgabe, sondern auch und vor allem Bildungsauftrag. Sie fordern schulische Lernprozesse heraus und bereichern sie. Gerade die räumliche Nähe und tägliche Relevanz der interkulturellen Begegnung, wie sie eine Grenzregion bietet, eröffnen Lernchancen. Die abstrakte europäische Idee kann im Alltag konkret erlebt werden. Das Fremde und Neue sind spannend und inspirierend. Berufschancen, Freundschaften und Kultur warten beiderseits der Grenze. Schule kann helfen, diese zu entdecken und Vorurteile zu überwinden. Sie kann interkulturelle Begegnungen anleiten und Grenzen – in den Köpfen wie ganz real im Unterrichtsausflug – überwinden.
Das Europa der Regionen bietet vielfältige Chancen für ein friedliches Zusammenleben und ökonomische Prosperität, stellt seine Bürgerinnen und Bürger aber auch vor neue Herausforderungen. Befürchtungen und Vorurteile, Hoffnungen und Euphorie prägen gleichermaßen die Annäherung in vielen Ländern. In der deutsch-polnischen Region an der Oder erfolgt dieser Prozess unter besonderen Bedingungen. Schließlich existiert diese Grenze erst seit 1945. Bis dahin war hier keine Grenzregion. Die Bevölkerung wurde östlich der Oder vollkommen „ausgetauscht“. Auf der deutschen Seite besteht ein großer Teil der Einwohner aus Menschen, die ursprünglich östlich der Oder gelebt haben. Uns begegnet eine Region mit keinen vor Ort gewachsenen kulturellen Traditionen. Eine vollständige Freizügigkeit existiert erst seit Mai 2011. Auch die Sprachbarrieren sind – verglichen mit anderen europäischen Regionen – höher, die informellen Kontakte zwischen den Menschen geringer. Erst langsam nähern sich beide Gesellschaften einander an – vieles ist erst in den letzten 20 Jahren passiert. Es gibt Ansätze funktionierender Partnerschaften und Netzwerke sowie eine beginnende gute Zusammenarbeit im Alltag
Tatsächlich ist der „Blick über die Oder“ im Unterrichtsalltag noch selten. Ausflüge in die Grenzregion jenseits des eigenen Landes bilden die Ausnahme. Die Sichtweise, Kultur oder Geschichte des Nachbarn lässt der eigene Unterricht meist seltsam unberührt. Die „terra transoderana“ bleibt eine schulisch noch kaum erschlossene „terra incognita“. Es fehlt an Ideen, Kenntnissen und konkreten Unterrichtskonzepten.